TTV Stirpe-Oelingen vs. OSC III – Höchstspannung beim Relegations-Hammer von Herringhausen

Am  Samstag, dem 4. Mai ist es endlich soweit: der Tag des Relegationsspieltags ist gekommen. Die dritte Herren darf als Gast zum TTV Stirpe-Oelingen reisen, nachdem der TSV Venne als dritte Mannschaft und Drittletzter der 1. BK eigentlich das Heimrecht innehatte, sich jedoch aus der Relegation zurĂĽckgezogen hat. Zu diesem Zeitpunkt ahnt jedoch noch niemand, was fĂĽr ein Krimi sich an diesem Nachmittag bzw. frĂĽhen Abend in der Sporthalle Herringhausen abspielen wĂĽrde.

Auf der Suche nach einem Drehbuch fĂĽr eine hochspannende Relegationspartie, die am Ende eigentlich keinen Sieger verdient hatte, wäre man an diesem Tag definitiv fĂĽndig geworden. – Und streng genommen gibt es genau diesen Sieger in dieser einen Partie ja auch nicht. Wäre da nicht die Tatsache, dass durch den RĂĽckzug von Venne bei lediglich einer verbleibenden Partie nunmal eine Mannschaft am Ende die Nase vorn haben muss.

Kapitel 1: Der Empfang und die BegrĂĽĂźung

Wer hier heute ein Heimspiel hat, dĂĽrfe damit jedem klar sein. (Foto: privat)

So herzlich und sympathisch wie nur selten werden wir von den Herren des TTV Stirpe-Oelingen in der gemĂĽtlichen Sporthalle Herringhausen empfangen.
Kaffee und Kaltgetränke stehen bereit. Es wird sich standesgemäß eingespielt und nach und nach trudeln auch die Fans ein.

Während Stirpe-Oelingen mit seinen Fans natürlich in der Überzahl ist, haben aber auch wir gute Unterstützung von außen. Neben Justus und Uli, die leider recht kurzfristig verletzungsbedingt passen müssen, hat Jan mit Mama, Papa und der Freundin seine ganz persönliche Box mit dabei.
Nicht zu vergessen ist da natürlich auch noch Marian, der zwar etwas später eintrifft, aber mit seinen wertvollen Tipps und zusätzlicher Energie von außen seinen Beitrag zur Partie leistet.

Im Gegensatz zu uns kann Stirpe aus dem Vollen schöpfen und geht mit folgender Aufstellung ins Rennen:

Aufstellung TTV Stirpe-Oelingen:
1. Schamin (D2), 2. Böss (D1), 3. Ellermann (D2), 4. Kimmel (D1), 5. Asenheimer (D3), 6. Neiz (D3)

Unsere Ausfälle von Justus und Uli werden durch Patrick und Edeljoker HP kompensiert. Wir gehen mit folgender Aufstellung in die Partie:

Aufstellung OSC III:
1. Dirk (D1), 2. Daniel (D1), 3. Patrick (D2), 4. Jan (D3), 5. HP (D2), 6. Markus (D3)

Es ist also alles angerichtet, die BegrĂĽĂźung abgehakt, und es kann losgehen, wie ĂĽblich mit den ersten beiden Doppeln der Partie.

Kapitel 2: Raketenstart des OSC III

Gleich geht es los (Foto: privat)

Beide Doppel starten vielversprechend. Sowohl Dirk/Daniel gegen Schamin/Ellermann als auch Patrick/HP gegen Böss/Kimmel können jeweils den ersten Satz für sich entscheiden. Während Patrick und HP zwar in den darauffolgenden Sätzen immer wieder nah dran sind (-10, -9, -7), jedoch mit 1:3 gratulieren müssen, können Dirk und Daniel ihren Stiefel runterspielen und das Doppel mit 3:0 für sich entscheiden.

Im Duell der 3er-Doppel geht es ebenso eng zu, und drei der vier Sätze in diesem Spiel werden mit nur zwei Punkten Vorsprung entschieden. Glücklicherweise behalten Jan und Markus gegen Asenheimer/Neiz die Oberhand und gewinnen am Ende mit 3:1 und holen damit die 2:1-Führung nach Doppeln.

Im oberen Paarkreuz darf Daniel wie so oft erstmal gegen die Nr. 1 des Gegners ran. In diesem Fall Nick Schamin. Dirk hingegen muss es mit Frederic Böss, der Nr. 2 von Stirpe-Oelingen, aufnehmen. Beide Partien sind stark umkämpft. Zwischen Daniel und Schamin wird erst der fünfte Satz die Entscheidung herbeiführen, und auch Dirk und Böss liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen und hätten zumindest genügend Punkte für fünf Sätze übrig gehabt. Mit 17:15 und 18:16 kann Dirk zwei Sätze für sich entscheiden und gewinnt am Ende knapp mit 3:1. Daniel führt gegen Schamin zwar 1:0 und 2:1, muss mit 5:11 und 4:11 aber auch heftige Dämpfer zum Satzausgleich hinnehmen. Im fünften Satz kommt er glücklicherweise wieder auf die Siegerstraße zurück und gewinnt sein erstes Einzel mit 11:8 im Fünften. Damit also vier Punkte in Folge und ein herausragender Start in die Relegationspartie für die dritte Herren.

Kapitel 3: Was ihr könnt, können wir schon lange

Wer jedoch zu diesem Zeitpunkt denkt, dass die Partie hier nur eine Richtung kennt, der hat die Rechnung ohne den TTV Stirpe-Oelingen gemacht. Stirpe kommt zurück in die Partie, und wie! Die Wende leitet Ellermann mit in einer Wahnsinns-Partie gegen Jan ein, der sich heute im mittleren Paarkreuz beweisen darf. Mit einigen herausragenden Ballwechseln werden die Sätze erst spät entschieden, und Ellermann kann sich mit 9:11, 16:14 und 11:9 eine 2:1-Führung herausspielen. Den fünften Satz kann Jan jedoch mit einem deutlichen 11:4 im vierten Satz erzwingen, wohingegen der fünfte Satz wieder die Spannung der ersten drei Sätze mit sich bringt. Jan liegt schon hoch zurück, kämpft sich aber wieder zurück in den Satz und hat dann beim Stand von 9:9 zwei eigene Aufschläge. Eigentlich keine schlechte Ausgangsposition, nur hat Ellermann am Ende das glücklichere Händchen und entscheidet das Spiel mit 11:9 und 3:2 für sich.

Mit dem zweiten Punkt scheint uns die Partie zu diesem Zeitpunkt ein wenig aus den Händen zu gleiten. Die Punkte 3, 4 und 5 lassen dann nicht lange auf sich warten. Patrick kann in seinem Einzel gegen Kimmel bis auf den dritten Satz nicht viel entgegenhalten und verliert mit 0:3. Ebenso wie Markus, der sich trotz knapper Sätze am Ende mit 0:3 gegen Asenheimer geschlagen geben muss. HP hingegen erwischt zunächst einen deutlich besseren Start und kann den ersten Satz deutlich mit 11:5 gegen Neiz fĂĽr sich entscheiden. Danach läuft jedoch nicht mehr viel zusammen, und die drei darauffolgenden Sätze gehen allesamt an Neiz – 1:3 und damit ein 4:5 RĂĽckstand zur „Halbzeit“.

Kapitel 4: Auge um Auge, Zahn um Zahn

Selten ist eine KapitelĂĽberschrift so zutreffend fĂĽr das, was sich in der zweiten Einzelrunde abspielt.
Im ersten Einzel der zweiten Halbzeit kann Dirk den Spielstand wieder egalisieren. Mit Schamin hat er keine großen Probleme und gewinnt mit 3:0. Parallel hat Daniel in seinem Einzel gegen Böss beste Karten, die erneute Führung für den OSC zu erspielen, mit 11:9 und 11:7 holt er sich eine vermeintlich komfortable 2:0- Satzführung.

Doch was ist schon komfortabel in so einem Relegationsspiel? Böss dreht in Satz 3 und 4 auf und entscheidet die klar für sich. Die 2:0-Satzführung ist damit bereits verspielt, aber noch immer ist alles offen in Satz 5. Daniel beginnt gut, lässt dann etwas nach, dreht aber gegen Ende des fünften Satzes nochmal auf und kann sich beim Stand von 10:8 zwei Satz- und Matchbälle erspielen. Böss beweist aber einmal mehr Nehmerqualitäten. Er wehrt beide Matchbälle überragend ab und holt sich im Anschluss auch die Punkte 11 und 12 zum 12:10 und dem gleichbedeutenden 3:2-Erfolg für Böss und sein Team.

Zwar wollen wir es zu diesem Zeitpunkt noch nicht aussprechen, aber jedem ist klar, dass im Falle eines negativen Ausgangs ĂĽber diesen ärgerlichen Punktverlust gesprochen werden wĂĽrde. Doch unsere Mitte weiĂź dies zu verhindern, denn sowohl Patrick als auch Jan können sich in ihren Einzeln „rächen“.

Patrick liegt bereits mit 1:2 gegen Ellermann zurück, dreht zum Ende der Partie aber nochmal auf und kämpft sich im fünften Satz sensationell zurück. Am Ende kann er sich mit einem 11:9 für Jans Niederlage gegen Ellermann im ersten Einzel revanchieren und den erneuten Ausgleich herbeiführen.

Jan gibt keinen Ball verloren (Foto: privat)

Jan hingegen liegt gegen Kimmel bereits mit 0:2 (nach 15:17 und mehreren Satzbällen im ersten Satz) zurĂĽck, ist aber im Anschluss ebenfalls auf „Rache“ aus fĂĽr Daniels verlorenes Einzel. Mit der bärenstarken Leistung von Jan an diesem Tag ist jedem aber klar, dass das hier nicht einfach mit 0:3 zu Ende gehen darf. Nur sieht es danach zunächst nicht aus, als sich Kimmel ebenfalls Matchbälle erspielen kann. Doch Jan wehrt sie ab und entscheidet den dritten Satz knapp mit 13:11 fĂĽr sich. Möglicherweise auch Dank einiger hilfreicher Tipps von Marian, der zu diesem Zeitpunkt die Halle betreten hat, steigert sich Jan nochmal deutlich in Satz 4 und 5 und lässt Kimmel mit 11:4 und 11:6 dann keine Chance mehr. Damit ein weiterer 3:2-Erfolg und die erneute FĂĽhrung von 7:6 fĂĽr den OSC.

Kapitel 4: Das Finale

Damit sind nun noch drei Partien offen an diesem frühen Abend. Und alles sieht stark danach aus, dass es heute tatsächlich zum Abschlussdoppel kommen wird. Dafür bräuchte es noch einen Punkt für die Herren aus Stirpe-Oelingen. Den tüten sie in Person von Jimmy Asenheimer ein. HP hält nach zwischenzeitlichem 0:1- und 1:2-Satzrückstand überragend dagegen, liegt in Satz 5 dann aber schnell mit 0:7 hinten, sodass diese Hypothek am Ende zu groß ist, um das Einzel doch noch für sich zu entscheiden. Im vierten Fünfsatzspiel hintereinander also der Punkt und Ausgleich für Stirpe zum 7:7. Mehr oder weniger parallel starten dann die letzten beiden Partien: das Einzel von Markus gegen Neiz und das Abschlussdoppel zwischen Dirk/Daniel und Böss/Kimmel.

Während Markus ĂĽberragend aufspielt und Neiz in den ersten beiden Sätzen wenig Chancen lässt, mĂĽssen Dirk und Daniel erstmal schlucken. Mit 1:11 geht der erste Satz flöten. Keine sonderlich guten Aussichten fĂĽr’s Abschlussdoppel.

Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch keiner (zumindest von den Spielenden), dass die kommenden zwei Sätze tatsächlich die Entscheidung bringen. Markus gewinnt auch den dritten Satz gegen Neiz und beschert der dritten Herren mit dem 3:0 nicht nur den wichtigen achten Punkt, sondern durch den Satzausgleich im Abschlussdoppel von Dirk und Daniel auch tatsächlich den „Sieg“ in diesem Relegations-Hammer von Herringhausen. Zwar verlieren Dirk und Daniel die darauffolgenden Sätze und damit das Doppel mit 1:3, doch das ändert nichts mehr am Ausgang der Partie – Endstand 8:8, aber …

Kapitel 5: Die Statistiken zum Spiel

Herzschlagfinale in Herringhausen: Enger hätte es kaum ausgehen können.

… 33 gewonnene Sätze auf unserer Seite und „nur“ 32 Sätze auf Seiten des TTV Stirpe-Oelingen. Mit sage und schreibe einem einzigen mehr gewonnenen Satz nach zwölf Einzeln und vier Doppeln entscheiden wir die Relegation an diesem Samstag tatsächlich fĂĽr uns.
Unglaublich: Bei Satzgleichstand von 32:32 hätte Stirpe die Relegation durch mehr gewonnene Punkte (634:606 zugunsten von Stirpe) für sich entschieden.
Viel knapper hätte es fast nicht zugehen können. Mit 1240 Punkten in 65 Sätzen gab es im Schnitt also über 19 Punkte pro Satz, was nochmals verdeutlicht, wie eng umkämpft das Ganze war.

Kapitel 6: Der Abschluss und das Happy-End?

Obwohl der TTV Stirpe-Oelingen sich den Aufstieg an diesem Tag fest vorgenommen und vermutlich auch den größeren Siegeswillen an den Tag gelegt hat, hält sie das nicht davon ab, auch nach diesem für sie sehr bitteren Ausgang herzlich zu gratulieren und den Ausgang der Partie bei einer Bratwurst und ein paar Bier im Nachgang gemeinsam mit uns zu feiern.

3. Herren: So sehen (Relegation-)Sieger aus (Foto: privat)

An dieser Stelle muss man nochmals hervorheben, wie unglaublich fair und sportlich alle Spiele an diesem Tag abgelaufen sind. Selbst wenn Matchbälle vergeben wurden oder bittere Niederlagen hingenommen werden mussten.

Wir hoffen sehr, dass der TTV Stirpe-Oelingen vielleicht doch noch den Weg in die 1. BK antreten kann, denn, wie eingangs bereits erwähnt, einen Sieger hatte diese Partie am Ende eigentlich nicht verdient. Da bringt vermutlich auch die Tatsache, dass Stirpes Heimserie von nun mehr als fünf Jahren ohne Niederlage(!!!) vor heimischer Kulisse weiterhin bestehen blieb, nur wenig Trost.

Anmerkung des Redakteurs: Wem der dramatische Verlauf dieses Relegationskrimis entfernt bekannt vorgekommen ist, der erinnert sich vielleicht noch dunkel an „Das Wunder von Belm“ oder „Das Wunder von Halle B“  :-).