Seit jeher kommen sie, bleiben für zwei, drei Jahre und ziehen dann wieder weiter. Nein die Rede ist nicht von nomadischen Völkern in den verstecktesten Ecken dieser Welt, sondern von den Studenten beim OSC. Prominentester Abgang letztes Jahr: Jan-Eike. Die Hauptstadt lockte, nun schaffte er dort mit der 6. Herren der SG Rotation Prenzlauer Berg trotz verlorener Relegation den Aufstieg in die Kreisliga (Quelle). Mit einer Bilanz von 13:1 hatte er gehörigen Anteil am Erreichen des 2. Platz. Herzlichen Glückwunsch!
Einen Abgang in Richtung eines weitaus unbekannteren Ziels peilte der Autor nach der abgelaufenden Saison an, es ging für ein Jahr nach Guyana. Da Tischtennis hier keine Rolle spielt, übe ich mich seit dem 2. Mai in anderen Sportarten: Fußball, Cricket, Krebse fangen, Holz schleppen, Haus bauen, Schildkröten finden oder Boote ziehen :-). Das Leben ist hier, wie man an dieser Auflistung sehen kann, doch sehr verschieden zum Osnabrücker Alltag.
Sehr abgelegen von der Außenwelt befinde ich mich am „Shell Beach“ an der Grenze zu Venezuela. Straßen gibt es hier keine, das nächste „Geschäft“ ist mit den schnellsten Motorbooten in einer Stunde zu erreichen. Das „Dorf“ in dem ich lebe umfasst ca. 30 Familien, die Häuser sind allerdings sehr weit verstreut und teilweise mehre Stunden Fußmarsch von meiner jetzigen Unterbringung entfernt. Durch den Aufbau einer Solaranlage und eines Satellitens ist es mir hier aber tatsächlich möglich, den Luxus von Strom und Internet zu genießen.
Über die Partnerorganisation Eerepami aus Deutschland, die mich die ersten Wochen hier vor Ort begleitete, bin ich bei der guyanesischen Organisation GMTCS (Guyana Marine Turtle Conservation Society) gelandet. Das Ziel von GMTCS besteht im Schutz von Meeresschildkröten (die im Übrigen äußerst beeinduckend sind). Der „Shell Beach“ ist unter anderem Nistplatz der vom Aussterben bedrohten Lederschildkröte. Da diese Schildkröten fast ausschließlich bei Dunkelheit zum Nesten an den Strand kommen, findet ein Großteil der Arbeit nachts statt (Patroulliengänge, um Wildern zu verhindern, Erfassung von Daten für wissenschaftlich Zwecke, teilweise Umsetzung der Nester).
Tagsüber befasse ich mich eher mit alltäglichen Aufgaben, wie Wasser schöpfen, Holz hacken oder in der Hängematte liegen :-). Zur Zeit wird hier außerdem ein Haus (fast komplett aus äußerst stabilem Tropenholz) gebaut, das eine Art Guesthouse wird und der Ausweitung des Ökotourismus und der Unterbringung von Wissenschaftlern dienen soll. Denn obwohl diese Gegend sehr abgelegen ist, komme regelmäßig Besucher oder wissenschaftliche Gruppen. Mitte Mai war hier sogar großer Besuch angesagt, der Premierminister Guyanas (und viele weitere Politiker) feierten die Eröffnung zweier neuer Gebäude. Einen Bericht des (semiprofessionellen) Regierungsfernsehens gibt es übrigens hier.
Alles in allem gibt es für mich hier jeden Tag etwas Neues zu lernen, wunderschöne Natur zu genießen (!!!!), extremes Wetter (Hitze, Regen) zu ertragen und anstrengende Arbeit zu verrichten. Nichtsdestotrotz kann sich diese Erfahrung nur positiv auf die zukünftige TT-Karriere auswirken: Abhärtung gegenüber Hitze und Sonnenlicht, Steigerung der Maximalkraft durch Boote schieben, Steigerung der Ausdauer durch lange Fußmärsche, Steigerung der Reaktionsschnelligkeit durchs Krebse fangen und nicht zuletzt Steigerung der Nervenstärke in unbekannten Gegenden (insbesondere für Auswärtsspiele nützlich) und Steigerung der Gelassenheit durchs Ertragen abendlicher Mückenattacken. 😉
Wer weiß – vielleicht kann ich diese gesteigerten Fähigkeiten ja in einem Jahr wieder beim OSC zur Schau tragen, wenn es dann heißt: Welcome Back – Ein Student kehrt zurück zum OSC 🙂
Mehr Bilder gibt es hoffentlich bald in einer Gallerie.
Viele Grüße,
Marvin
p.s. Grüße an die ganz Abteilung und Glückwunsch an die 4. Herren zum Aufstieg! Hoffe, ihr schafft den Klassenerhalt, vielleicht gibt es ja ein kleines freies Plätzchen bei euch nächstes Jahr 😉
Hi Marvin,
danke für den netten Bericht. Vielleicht lernst Du dort auch noch schnitzen? Dann kannst Du uns bei Deiner Rückkehr gleich mit erlesenen Tropenhölzern versorgen. – Markus sucht auch gerade händeringend nach einem neuen Holz mit dem besonderen Touch.
Und wenn es mit dem Klassenerhalt der 4. Herren eng werden sollte, melden wir Dich in jedem Fall als Nr. 1 für die Rückserie, schmeißen alle zusammen und fliegen Dich für die Rückserie für die wichtigen Heimspiele ein. 😉
Mach’s gut
Stefan
Also über das Holz können wir reden, das bekomme ich schon irgendwie zurecht geschnitzt. Das kostet dann aber ordentlich, zu den Arbeitskosten kommen ja noch die enormen Transportkosten. Bzgl der Spieleigenschaften kann ich zwar nichts versprechen, aber das Holz wird dann garantiert unkapputbar (außer bei unsachgemäßem Wurf nach Niederlage) 😉
Also: Anfragen an mich per mail! 😉