Ein ernüchterndes Bild bot sich den Organisatoren der TT- Minimeisterschaften, die am vergangenen Sonntag beim OSC das traditionelle Anfängerturnier austragen wollten. Leider kam es nicht dazu, denn trotz der zahlreichen E-Mails und verteilten Flyer zählte das Turnier nicht einen einzigen Teilnehmer.
„Damals hatten wir bei den Minimeisterschaften 80 Teilnehmer und in der Stadt gab es zwei Jugendstaffeln und zahlreiche Schülerligen“, stellte der leicht resignierte Turnierobmann Klaus Jansen fest. Dass die vorbildlich organisierten Minimeisterschaften keine Teilnehmerrekorde aufstellen würden, war den Ausrichtern bereits im Vorfeld klar, aber dass es in der gesamten Stadt Osnabrück keinen einzigen Interessenten gab, war dennoch überraschend.
Da stellt sich den Verantwortlichen, Vereinen und Verbänden die naheliegende Frage: „Warum will niemand mehr Tischtennis spielen?“ Denn der Abwärtstrend ist nichts Neues, wenn man sich nur die nationalen Mitgliederzahlen unserer Sportart betrachtet.
Glaubt man den Statistiken, die man im Internet findet, hat der Tischtennissport in den letzten 28 Jahren über dem Daumen gerechnet 250.000(!) Mitglieder verloren. Einstmals gehörte Tischtennis, man mag es kaum glauben, zu den beliebtesten Sportarten der Republik. Was hat sich geändert? Am internationalem Erfolg unserer Athleten kann es eigentlich nicht liegen. Die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaft gehört seit langer Zeit zu den drei erfolgreichsten TT- Nationen. Warum kann der Verband seine Strahlemänner um Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov nicht gewinnbringend einsetzen?
Die Ursachen sind vielfältig, konkrete Umfragen der Verbände oder Vermutungen von Szenekennern könnten helfen, daher möchte der Autor dieser Zeilen an dieser Stelle seine Gedanken preisgeben:
Woran es nicht liegt
Wie bereits erwähnt, kann der mangelnde Erfolg der deutschen Spitzensportler aus dem oben genannten Grund nicht die Quelle der TT-Verdrossenheit darstellen, ist der Verband doch weiterhin sehr erfolgreich unterwegs.
Manch einer wird behaupten, es fehle an qualifizierten Trainern, doch auch das stimmt nicht, wenn man betrachtet, wie bemüht und vorbildlich die Ausbildung der TT-Verbände vonstatten geht.
Woran es liegen könnte
Die Gesellschaft verändert sich. Individualität steht im Vordergrund. Man möchte sich nicht binden. Der Trend geht in Richtung Sportarten, die man vor allem mit Gesundheit, Ästhetik, Freiheit und Fun in Verbindung bringt.
Möchte man sich dennoch aufgrund des menschlichen Bedürfnisses nach Gemeinschaft an eine Mannschaft oder einen Verein binden, dann erkennt man folgendes Bild: Jeder spielt in der Halle für sich, die einzelnen Teams treffen sich nicht im Kollektiv, es fehlt am (Spieler-) Trainer bzw. am Kapitän, der verpflichtendes Training organisiert. Folglich wandern die Sportler, die im Tischtennis die Gemeinschaft suchen, ebenso wieder ab.
Eine kleine Schlussfolgerung und ein möglicher Lösungsansatz
Der Tischtennissport kann derzeit weder mit dem Freiheits-Individualitätsaspekt, noch mit dem Reiz, Teil einer Gemeinschaft zu sein, punkten.
Um einen Weg aus diesem Dilemma zu finden, muss sich der Tischtennissport neu erfinden. Es muss in Ordnung sein, dass man diesen Sport aus purem Zeitvertreib spielt, ohne an die Verpflichtungen einer Mannschaft gebunden zu sein. (In den USA gibt es, wenn man dem Hörensagen glaubt, genau diesen Trend, zum Beispiel im Park oder in der Kneipe herumzudaddeln.)
Ebenso ist es für die ehrgeizigen und Wettkampf- und Mannschaftssportler wichtig, ihr Training professioneller und unter Anleitung zu gestalten, wie es in allen anderen Sportarten, in denen Wettkampf betrieben wird, selbstverständlich ist.