Der Zug der 6. Mannschaft hat Fahrt aufgenommen. Man könnte gar sagen, der Zug hat keine Bremse, wenn man damit nicht ein böses Plagiat an einem Spielbericht der vergangenen Saison begehen würde. Der „1. FC Sieg“ hatte sich jedenfalls am gestrigen Abend fest vorgenommen, gegen die 1. Herren vom VFL Osnabrück seinem Namen alle Ehre zu machen. Unsere Gäste traten mit ihrer Stammaufstellung auf den Plan (Christov, Niemann, Myslik und Petri), wir hingegen mit einer gänzlich ungewohnten Konstellation, bestehend aus Finn, Minh, Julian und Lukas. Zum ersten Mal „durfte“ der Autor aussetzen, auch wenn er feststellen musste, dass zugucken mindestens genauso anstrengend sein kann wie selbst spielen. Denn wer nicht spielt, kann natürlich umso mehr an der Seitenlinie herumtigern (und außerdem auch viel besser die Spiele zusammenfassen).
Das Spiel bewies jedenfalls, dass auf jeden einzelnen in der Mannschaft Verlass ist. Vor allem unsere Doppel entwickeln sich langsam aber sicher zu einer regelrechten Waffe. Das eigentlich bislang recht gut aufspielende, aber noch erfolglose Doppel aus Finn und Lukas zeigte endlich, was in ihm steckt und spielte oben klasse gegen Christov/Niemann. Nur den zweiten Satz gab man in der Verlängerung her, behielt aber ansonsten souverän die Oberhand (3:1). Auch Minh und Julian knüpften an ihre gute Leistung aus dem letzten Spiel an. Nach einer 2:0 Führung mussten die beiden zwar doch noch in den fünften Satz, hatten dann aber das Glück des Tüchtigen: Beim Stand von 8:8 landeten sie gleich drei Netz- und Kantenbälle und brachten das Spiel noch „etwas“ glücklich über die Bühne (3:1).
In den Einzeln zeigte Finns Formkurve weiterhin nach oben: Gegen Niemann brauchte er nur einen Satz zum Einspielen, gewann danach aber deutlich die Überhand (3:1). Minh ließ sich hingegen keine Zeit, legte furios gegen Christov los und erspielte sich eine 2:0 Führung. Leider kam sein Kontrahent danach immer besser in die Partie und drehte anschließend das Spiel (2:3).
Für einen Moment lang schien sich das Momentum zu drehen. Lukas kam gegen Myslik nicht ins Spiel hinein und fand gegen das Materialspiel seiner Kontrahentin kein wirkliches Mittel (0:3). Ebenso schwer tat sich Julian gegen Petris langsames Konterspiel. Nach 0:2 Rückstand biss er sich jedoch noch einmal ins Spiel, riss den Satz denkbar knapp mit 11:9 herum und erzwang ebenso knapp den Entscheidungssatz. Beim Stand von 9:9 schoss Julian eindrucksvoll ein Ball nach dem anderen, aber Petri gab nicht klein bei und holte schließlich den Punkt, indem er jeden Topspin seines Gegners noch aus der Ecke kratzte. Nach so einem Ballwechsel in solch einer Situation hätte wohl jeder auf Petri gewettet, aber Julian ließ sich nicht beirren, spielte weiterhin mutig offensiv und belohnte sich am Ende mit dem Spielgewinn in der Verlängerung – ein richtiger Bigpoint, denn statt eines 3:3 Ausgleichs für den VFL blieben wir mit 4:2 in Führung.
Finn blieb auch im zweiten Spiel seiner Devise treu: Gegen Christov musste ein Topspin nach dem anderen her, um diesen von dessen starken Vorhand abzuhalten. Dazu war zwar ein wahrer Kraftakt notwendig, doch seine Taktik ging gut auf (3:1). Für Minh drehte sich gegen Niemann sein erstes Spiel beinahe um: Nach 0:2 Rückstand stellte er die Partie komplett auf den Kopf, konnte sich aber erneut nicht für seine Aufholjagd belohnen (2:3).
Den spielentscheidenden 6. Punkt holte dafür Julian, der sich hervorragend auf das Materialspiel von Myslik einstellte (3:1). Das hielt aber die Halle nicht davon ab, das abschließende Duell zwischen Lukas und Petri frenetisch anzufeuern. Petris leichte Topspins passten auf Lukas‘ ebenso sicheres Blockspiel wie die Faust aufs Auge, was dazu führte, dass jeder Punkt lange ausgefochten werden musste. Lukas lief dabei immer wieder Rückständen hinterher und sah auch im Entscheidungssatz schon der drohenden Niederlage entgegen. Nach einem kurzen Timeout des Autors beim Stand von 7:9 und einer kollektiven Krisenbesprechung erkämpfte sich Lukas dann aber ganze vier Punkte am Stück – unter anderem durch einen gefühlt minutenlangen Ballwechsel, der dem Autor sämtliche Nerven kostete und letztendlich den 7:3 Sieg bescherte.
Schaut man nun also auf die Tabelle, sieht es gar nicht mal so schlecht aus. Die zahlreichen Unentschieden zu Beginn der Saison zahlen sich jetzt irgendwo aus, denn dadurch sind wir bisher immer noch ungeschlagen und in einer bislang sehr ausgeglichenen Kreisliga auf dem 2. Platz – mit einem Spiel Rückstand auf den Spitzenreiter aus Widukindland. Wir bleiben jedenfalls gelassen, immerhin warten noch einige schwierige Aufgaben auf uns, unter anderem diesen Freitag auswärts gegen die 2. Mannschaft aus Burg Gretesch.