Die Auszeit – warum man sie nehmen sollte!

Nimm doch mal ne Auszeit!
Nimm doch mal ne Auszeit!

Auf mytischtennis.de schreiben Lennart Wehking und Jan LĂŒke ĂŒber die Pros und Cons einer Auszeit.

Unbestritten ist dabei, dass der Auszeit nehmende Spieler einen klaren Vorteil dadurch erlangt, wobei das so manchem Spieler beim OSC noch nicht ganz klar geworden ist :).

Voraussetzung: eine minimale psychische Belastbarkeit der werten Perönlichkeit ;).

Mein persönlicher Tipp: Viele Spieler sind der Ansicht, dass ein Time-Out nur im letzten Satz Anwendung finden soll. Geht es aber nicht jedes Mal nur um einen Satzgewinn? Schon der erste Satz ist von elementarer Bedeutung fĂŒr den weiteren Spielverlauf.

Warum nicht also nach einer 8:1-FĂŒhrung und plötzlichem Aufholen des Gegners auf 8:5 bzw. 8:6 mal ein Time-Out nehmen, damit den Satz retten und eine psychologisch wertvolle FĂŒhrung damit auf dem RĂŒcken tragen?

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Fangen wir fĂŒr heute mit der Pro Seite an:

„0:2 nach SĂ€tzen, 1:5-RĂŒckstand in Satz drei – nichts geht mehr? Von wegen. Schnell mit den HĂ€nden das ‚T‘ geformt und schon heißt es: 60 Sekunden raus aus dem Negativstrudel. 60 Sekunden Zeit, mental nochmal die Kurve zu kriegen, 60 Sekunden, um sich doch noch an die neu einstudierten Aufschlagvarianten zu erinnern. ZurĂŒck auf den Court geht es dann nicht selten ratzfatz: Nur ein, zwei Punkte nach der Pause und schon lĂ€uft es wieder wie am SchnĂŒrchen, die Wende ist möglich. Oft unerklĂ€rlich und genau deshalb ein Faktor, der den Sport bereichert hat: Zur EinfĂŒhrung noch eher skeptisch, bin ich heute ein großer Fan der Auszeit im Tischtennis!

Die GrĂŒnde fĂŒr meine Position sind dabei vielfĂ€ltig. Allen voran produziert das Time-Out eine neue Dimension der Unberechenbarkeit im Wettkampfverlauf, mehr unkalkulierbare Wendungen, eine nochmals erhöhte KomplexitĂ€t in Sachen Taktik und psychischer StĂ€rke. Das Time-Out bringt in meinen Augen zusĂ€tzliche Brisanz in den ohnehin spannenden und kurzweiligen Wettkampf – und das sowohl durch die Chance, neue taktische Impulse zu setzen als auch die Möglichkeit, sich mental neu zu ordnen.

Der Satz, das gesamte Spiel ist durch den Einsatz einer verlĂ€ngerten Pause vielschichtiger geworden. Auch die Möglichkeiten, von außen bewusst Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen, haben sich zu einem nicht zu unterschĂ€tzenden Faktor entwickelt. Durch den Einsatz des Time-Outs wird nĂ€mlich auch der betreuenden Person eine grĂ¶ĂŸere Bedeutung zuteil. Der Coach kann durch eine clever eingesetzte Unterbrechung den SchĂŒtzling oder Mannschafskollegen wieder in die Spur bringen, an taktische Strategien erinnern und psychisch aufpeppen. Die Kommunikation mit dem Betreuer ist wichtiger denn je. Absprachen, wann die verlĂ€ngerte Atempause genutzt wird, sind unumgĂ€nglich und können zu einer stĂ€rkeren Identifikation mit den zu betreuenden Mitspielern fĂŒhren.

Immer wieder höchst spannend zu beobachten ist dabei fĂŒr mich auch der Zeitpunkt der gewollten Unterbrechung. Also die Frage, wann die Option der einminĂŒtigen Feuerpause schlussendlich vom Spieler selbst oder eben vom Betreuer gezogen wird – da gibt es nĂ€mlich völlig unterschiedliche Herangehensweisen: Der eine greift extrem frĂŒh zum BonuspĂ€uschen, um eine FĂŒhrung im ersten Satz unter Dach und Fach zu bringen und aus einer SatzfĂŒhrung heraus die Partie zu bestreiten – erfolgreichster Verfechter dieser Variante ist gewiss Chinas Cheftrainer Liu Guoliang. Der andere spart sich die Unterbrechung auf, um bei knappem Spielverlauf am Ende noch einen Joker aus der Tasche ziehen zu können. Jede und jeder findet mit der Zeit seinen ganz individuellen Umgang mit der Zusatzoption Auszeit, insbesondere das Satzende ist dabei wohl das beliebteste Einsatzfeld.

Die klassische 9:9-Situation oder die Satz- und MatchbĂ€lle in der VerlĂ€ngerung, das sind eben jene Momente, in denen Sieg und Niederlage so dramatisch nah beieinander liegen und nur durch Nuancen entschieden werden. Genau dieses fĂŒr unseren Sport so besondere Zeitfenster wird sehr hĂ€ufig durch ein Time-Out gestreckt und in seiner Spannung noch gesteigert.

Nicht nur im absoluten Spitzenbereich, sondern ligaĂŒbergreifend wird die Unterbrechung meiner EinschĂ€tzung nach heutzutage grĂ¶ĂŸtenteils genutzt, nicht ohne Grund. Das Time-Out ist zu einem festen Bestandteil einer jeden Begegnung geworden. Sogar Auszeit-Muffel, die in der zusĂ€tzlichen Pause nur eine nervige, unsinnige Verzögerung ihrer kostbaren Wettkampfzeit gesehen haben, begreifen das Time-Out mehr und mehr als Chance, der Partie doch noch eine Wendung geben zu können oder aber eben diese zu verhindern.

Und neben diesen spielimmanenten Pluspunkten fĂŒr die Auszeit-Regelung haben doch auch die Zuschauer etwas von der Regelung, oder? WĂ€hrend es im Spiel selbst oft mucksmĂ€uschenstill in der Halle ist und sein muss, kann auch das Publikum eine Minute durchatmen, die letzten BĂ€lle analysieren und ĂŒber eine etwaige Taktikumstellung fachsimpeln. Oder darĂŒber, wann sie das T mit den HĂ€nden formen wĂŒrden.“

(by Lennart Wehking auf www.mytischtennis.de)