Als einziger OSCler sollte ich mich am gestrigen Sonntag, den 24. Mai 2014, Richtungen Langenhagen / Hannover aufmachen, um zum ersten Mal dem Fun-Sport Clickball zu frönen und an der Qualifkation zur Deutschen Meisterschaft teilzunehmen.
Ihr kennt Clickball nicht?
Eine ganz aktuelle (und doch uralte) Variante des Tischtennissports, bei der alle Spieler mit ganz einfachen und absolut einheitlichen Schlägern spielen, deren Schlägerblatt auf beiden Seiten mit einer einheitlichen, ganz feinen Sandpapierschicht belegt ist. Durch den wegen seiner feinen Körnung relativ glatten Sandpapier-Belag kann dem Ball nahezu kein Schnitt mitgegeben werden.
Beim Sandpapier-Tischtennis spielt das Material überhaupt keine Rolle mehr bei der Entscheidung über den Gewinner eines Ballwechsels. Es kommt ausschließlich auf das Können des Spielers an. Das wird auch durch eine ureigene Regel unterstützt: Bei den Turnieren darf kein Spieler mit seinem eigenen Schläger spielen, sondern muss den vom Veranstalter bereitgestellten Schläger benutzen.
Auf jeder Tischhälfte liegt ein Schläger, und der muss vor dem Seitenwechsel dort wieder hingelegt werden, da im nächsten Satz der Gegner mit diesem Schläger spielen muss. Der aktuelle Boom des Sandpapier-Tischtennis wurde 2011 begrĂĽndet, als in Las Vegas die erste „World Championship of Ping-Ping“ ausgetragen wurde. Diese wird seit 2013 jährlich Anfang Januar in London im Alexandra Palace ausgetragen und von mehreren kommerziellen Sport-Sendern und im Internet ĂĽbertragen.
Aufgrund des hohen Preisgeldes (100.000 Dollar Preisgeld) versuchen immer mehr auch gute Spieler, sich für diese WM zu qualifizieren, so dass mittlerweile in vielen Ländern Qualifikationsturniere angeboten werden, durch die wiederum viele Spieler mit dieser Variante des TT-Sports in Berührung kommen. (Quelle: hardbat-tischtennis.de)
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Bereits Anfang des Jahres wurde via Facebook und TTVN auf das Qualifikationsturnier in Langenhagen hingewiesen. Auch ich wollte dabei sein, meldete mich schnell an und überwies brav das Startgeld in Höhe von 20 €. Schnell waren die ausgerufenen 64 Starterplätze vergeben, weshalb man sich entschloss das Teilnehmerfeld auf 80 Spieler auszubauen. 8 Gruppen a 10 Spieler sollten es nun werden. Jeder wusste: Komme ich unter die letzten Acht, bin ich in Erfurt auf der Deutschen Meisterschaft dabei.
Zur Vorbereitung: Während die meisten der Spieler schon im vergangenen Jahr bzw. vorab in Trainingseinheiten das etwas andere Tischtennis sich antrainieren konnten, fiel meine Vorbereitung so aus, dass ich mir vom offiziellen Mainsponsor Dunlop den Wettkampfschläger bestellte und am Mittwoch vorm Wettkampf gegen Joachim Kruse (mit normalen Schläger) zwei Sätze bis 15 spielte. Problem war einfach: Es bringt nichts. Der Schläger verhält sich gegen normales Material ganz anders, da Schnittvariationen nicht ausbleiben. Merke: Nächstes Mal für den Partner nen Schläger mitbestellen.
Gestern war es dann soweit und ich erreichte nach 1:30 h Fahrzeit die Halle in Langenhagen. Hersteller Butterfly ließ es sich nicht nehmen das ganze Event mit Platten, Netzen, Bälle, Zählgeräten, Handtuchhaltern und Co. zu unterstützen.
Beim Betrachten der Festzeitschrift des Veranstalters wurde mir gleich klar, dass nicht nur Bezirksklasse Spieler an diesem Tage die Halle betreten wĂĽrden. Die Top 10 wiesen alle ĂĽber 2000 Q-TTR Punkte, was auf 3. Liga Niveau hindeutete.
Unter anderem Namen wie Patrick Decker (Q-TTR 2184) , Daniel Schildhauer (2156), Björn Ungruhe (2149), Dwain Schwarzer (2129), Niklas Matthias (2052), Niklas Otto (2006) & Nikolai Marek (2005) sollten nun also im weiteren Turnierverlauf auf einen warten.
Die Gruppen waren bereits vorgelost und ich fand mich dank meines Q-TTRs von 1679 Punkten in Gruppe A auf Setzposition 4 wieder. Nun müsste ich also nur noch meine Setzung bestätigen, um erfolgreich unter die letzten 32 von 80 einzuziehen.
Diese Gedanken vergaß ich nach dem Einspielen mit Boris Kraft vom MTV Eintracht Bledeln ganz schnell wieder. An ein gepflegtes Konterspiel war für uns beide nicht zu denken. Die Bälle fielen zu Anfang nur ins Netz. Öffnete man den Schläger zu stark fanden sich die Bälle zwei Meter hinter der Platte wieder.
Zeitgleich waren die sympathischen Jungs von TuRa Bremen um Tobias Genz eingetroffen, die extra schon einen Tag vorher angereist waren und nun sich aller Ruhe mit sehenswerten Schlägen einspielten. „Heute sollte schnell Schluss sein“ dachte ich beim RĂĽberschauen nur und lieĂź mich auf die harte Bank zurĂĽckfallen.
Da ein paar Spieler letzten Endes trotz bezahlten Startgeldern nicht antraten, wurden die Gruppen neu gelost und ich musste zum Bedauern feststellen, dass dieses Mal mein Name gar nicht mehr auf der Liste auftauchte. Schnell zum TurnierbĂĽro und schwups durfte ich mir die Gruppe mit einem freien Platz aussuchen. In Gruppe H ging es dann unter anderem gegen Matthias Dietrich (Q-TTR 2003) vom TTG 207 Ahrendburg/GroĂźhansdorf und Thomas Jendrich (1898). Mein Start mit vermeintlich leichteren Gegnern kam mir sehr gut entgegen und spielte mich immer mehr auf das ungewohnte Material ein. Umso bitterer war es dann, als gegen Matthias Dietrich nach verlorenem ersten Satz (11:15) im Zweiten der entscheidende Punkt nicht fallen sollte und ich nach 14:10 FĂĽhrung noch mit 14:15 unterlag. Das gleiche Prozedere folgte gegen Jendrich, wo abermal ein 14:10 nicht langen sollte.
Dafür gelang mir es in zwei Spielen (Robin Wernitz & Ingo Bruns) verloren geglaubte Sätze nach Abwehr mehrerer Satzbälle noch zu drehen. So sprang mit Platz 3 die Quali für die Playoff Phase (32er Feld) heraus, an die ich vorher nicht geglaubt hatte.
Dort ging es dann gegen den Zweitplatzierten Dominik Henkelmann vom TV 08 Höringhausen. In einem hart umkämpften Match, besonders im ersten Satz, wo ich fast wieder ein 14:10 nicht nach Hause gebracht hätte und gerade so mit 15:14 siegte, gelang es den Schalter umzulegen. Nach diesem kraftraubenden Match war der Akku vollständig leer.
Und der nächste Aufruf kam sofort.
„Shit!!, ich kann nicht mehr ;-)“. Es ging im Achtelfinale (Top16) gegen den an Nummer zwei gesetzten Regionalliga- und Top48 Spieler Daniel Schildhauer (Q-TTR 2156).
Ein Sieg gegen ihn würde mir die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Erfurt sichern. Ich zog mein Standard-Abwehr-Der-Ball-muss-auf-die-Platte-Spiel durch und konnte dauerhaft gegen den besonders mit der Rückhand schießenden Schildhauer mithalten. Satz 1 ging mit 12:15 verloren und ich nutzte weiterhin jede Handtuchpause intensivst aus, um nach Luft zu schnappen. Satz 2 ähnliches Bild, nur dieses Mal lag ich dauerhaft in Front. Bis zum 12:12 wo die Führung wechselte und zwei sehenswerte Ballwechsel am Ende für den Gegner positiv endeten. Bei 14:13 war ein Netzroller symptomatisch für den Spielverlauf, nichtsdestotrotz ein zufriedenstellendes Ergebnis mit dem ich nicht gerechnet hätte.
Da ich mich unter die Top16 gespielt hatte, mussten nun noch zwei weitere Platzierungsspiele folgen, die ich aber meinem Zustand geschuldet dann doch lieber cancelte, um nicht ein Match später vollständig unterm Tisch zu liegen :-).
Hier die Siegerliste (Top16):
1. Thorsten Lentfer TuS Holstein Quickborn
2. Alexander Oltmann Hamburger SV
3. Mathias Dietrich TTG 207 Ahrendsburg/GroĂźhansdorf
4. Juri Gerken TTG 207 Ahrendsburg/GroĂźhansdorf
5. Niklas Otto SV Bolzum
6. Daniel Schildhauer TTG 207 Ahrendsburg/GroĂźhansdorf
7. Kai Friedrich TTC Otze
8. Philipp Zirpel TSV Krähenwinkel/Kaltenweide
9. Patrick Decker TTS Borsum
10. Dwain Schwarzer TSV Schwalbe TĂĽndern
11. Malte Dittmer TTG 207 Ahrendsburg/GroĂźhansdorf
12. Thomas Jendrich TuS Bothfeld 04
13. Florian Gloy SSC Hagen Ahrensburg
14. Justin Bonhagen SSV Langenhagen
15. Aydarus Strojwasiewicz SV Marienwerder
16. Stefan Härtel Osnabrücker SC
Mein Resumee: Mal was ganz anderes. TT mit Funfaktor. Im nächsten Jahr bin ich bestimmt wieder dabei. Vielleicht dann ja noch mit ein paar Osnabrücker Vereinskollegen :).
Hier noch ein kleiner Ballwechsel aus Turnier, damit Ihr mal seht, wie das Ganze aussehen kann.